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10. September 2012

Lehrbeispiele des Stilgefühls

Rezension von Karl Klebe zur Herausgabe der Klavierstücke "Nostalgie Nr. 1–7" von Cornelia Hagen bei Berlin music press

In keiner Kunstgattung lassen sich Stilelemente so leicht verwischen wie in der Musik.
Während zum Beispiel in der Architektur spätere Eingriffe in die ursprüngliche Stilistik durch genaue, erforderlichenfalls auch zeitraubende Analysen leicht nachzuweisen sind, ist dies im Musikbetrieb unserer Zeit – sei es bei Solisten, Dirigenten und Orchestern – nicht mehr selbstverständlich, in deren Wiedergabe mit den in der Komposition angelegten charakteristischen Merkmalen überhaupt konfrontiert zu werden.
Im einzelnen kann auf die Gründe nicht eingegangen werden, Tatsache ist aber, dass heute ganz allgemein die präzise Wiedergabe von inhaltsleeren Noten bei hoher dynamischer und rhythmischer Genauigkeit das größte Gewicht hat, während die innere Programmatik eines Stückes – gewissermaßen der Fingerabdruck des Komponisten un- oder unterbelichtet bleiben. Die Folgen sind , dass sich ein Stück von Brahms kaum von dem eines Strawinsky in seinen individuellen Merkmalen unterscheidet.
Marek Janowski, der Chefdirigent des Rundfunksinfonie-Orchesters Berlin, hat gerade erst darauf hingewiesen, wie sehr er mit seinen jungen Orchestermitgliedern an Stilfragen im Interesse einer authentischen Wiedergabe eines Werkes arbeitet.

Angesichts der beschriebenen Entwicklungen ist erfreulich, dass die Komponistin und Pianistin Cornelia Hagen die Idee verwirklichen konnte, sieben von ihr komponierte Klavierstücke im Stil von Chopin, Händel, Grieg, Schubert, Brahms, Ravel und Fauré unter Beigabe einer von ihr bespielten CD zu veröffentlichen.
Sie hat dies in eine Hommage an die sieben Komponisten gekleidet, denen sie stilgetreu mit gekonntem Einfühlungsvermögen diese Stücke widmet, die beim Anhören der delikat und stilistisch lupenrein von ihr bespielten CD sogleich den Eindruck vermitteln, dass sie nur von den geehrten Meistern selbst stammen könnten. Sie hat als professionelle Pianistin aber nicht nur prononciert die einzelnen Stilelemente herausgearbeitet, sondern das Notenmaterial mit stimmungsvollen Aquarellen von eigener Hand versehen. Gerade damit wird der tiefere Sinn des Ganzen untermauert, dass Musik nicht nur eine „heilige Kunst“ (Hofmannsthal) ist, sondern als eine auf den ganzen Menschen gerichtete Kunstgattung verstanden werden sollte.
Mit dem Notenmaterial lässt sich eine korrekte Kenntnis über charakteristische Merkmale der sieben Komponisten verinnerlichen, nachvollziehen oder auch testen.
Übrigens ein vergnügliches Unterfangen für alle Musikfreunde von 9–90.

Der Rezensent hat dies im Freundeskreis erfolgreich ausprobiert mit dem Testurteil „sehr empfehlenswert“.

Karl Klebe

Cornelia Hagen: Nostalgie Nr. 1–7
Klavierstücke en hommage

Nostalgie Nr. 1 – Hommage à Frédéric Chopin
Nostalgie Nr. 2 – Hommage à Georg Friedrich Händel
Nostalgie Nr. 3 – Hommage à Edvard Grieg
Nostalgie Nr. 4 – Hommage à Franz Schubert
Nostalgie Nr. 5 – Hommage à Johannes Brahms
Nostalgie Nr. 6 – Hommage à Maurice Ravel
Nostalgie Nr. 7 – Hommage à Gabriel Fauré

Berlin music press 2011
Preis: 19,95 EUR
ISMN 979-0-9000039-1-1

www.berlinmusicpress.com
contact@berlinmusicpress.com

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