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18. Januar 2014

Körber-Stiftung: Kaum Interesse an klassischer Musik

Forsa-Umfrage der Körber-Stiftung: Zwei Drittel der Deutschen sehen Konzerthäuser in der Pflicht, klassische Musik mehr Menschen zugänglich zu machen.

Für 88 Prozent der Deutschen ist klassische Musik ein wichtiges kulturelles Erbe. Aber nur jeder Fünfte hat im vergangenen Jahr ein klassisches Konzert besucht – von den Unter-30-Jährigen sogar nur jeder Zehnte.
Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung unter 1.006 Personen im Dezember 2013.
65 Prozent der Befragten finden, dass die Konzerthäuser in der Pflicht sind, klassische Musik mehr Menschen zugänglich zu machen.
»Konzerthäuser sind eigentlich in einer komfortablen Situation: Viele akzeptieren die öffentlichen Ausgaben für klassische Musik«, sagt Kai-Michael Hartig, Leiter des Bereichs Kultur der Körber-Stiftung. »Aber sie erreichen immer weniger Menschen, vor allem nicht die jungen. Moderne Konzerthäuser müssen sich der Herausforderung stellen und Ideen entwickeln, wie sie mehr Interesse wecken können.«
Zusammen mit der Elbphilharmonie und der European Concert Hall Organisation lädt die Körber-Stiftung vom 22. bis 24. Januar zum vierten internationalen Symposium »The Art of Music Education« ins Hamburger KörberForum ein. Intendanten und Musikvermittler von 17 Konzerthäusern aus 12 Nationen, Vertreter von Orchestern, Festivals und Medienunternehmen diskutieren über die Zukunft der Konzerthäuser und aktuelle Entwicklungen der Musikvermittlung.

Junge Menschen werden kaum erreicht

Als Gründe gegen einen Besuch führen die Befragten neben zu wenig Zeit (37 Prozent) und zu hohen Kosten (35 Prozent) an, dass ihnen das Interesse an Konzerten fehlt (35 Prozent). Besonders junge Menschen erreichen die Konzerthäuser nicht: 45 Prozent der Unter-30-Jährigen nehmen deren Werbung nicht wahr – im Gegensatz zu 16 Prozent der Befragten über 60 Jahren. 25 Prozent der Jungen finden die Atmosphäre in Konzerthäusern elitär. 18 Prozent von ihnen stören sich an unverständlichen Inhalten. »Es wird für den Musikbetrieb in Zukunft verstärkt darauf ankommen, wie die Inhalte aufbereitet und präsentiert werden«, folgert Hartig. »Eine wachsende Rolle spielen charismatische und glaubwürdige Vermittlerpersönlichkeiten, die es verstehen, Schwellenängste abzubauen, Begeisterung auch für komplexe Inhalte zu wecken und für das offene, neugierige Wahrnehmen zu werben.«

Mehr Bezug zum eigenen Leben schaffen

84 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren halten zwar klassische Musik für ein wichtiges kulturelles Erbe. Aber 56 Prozent von ihnen haben selbst keinen Kontakt mit klassischer Musik: Sie mögen weder klassische Musikstücke, noch haben sie ein Konzert besucht, noch spielen sie selbst ein Musikinstrument oder singen im Chor. »Wer in seinem Alltagsleben keinen Bezug zur Musik hat, weiß auch die Konzerthäuser weniger zu schätzen«, erklärt Hartig. Bei den Jungen ist die Akzeptanz dafür, dass Konzerthäuser auch von Steuergeldern finanziert werden, am geringsten. Während dies 65 Prozent der Über-60-Jährigen für gerechtfertigt halten, stimmen nur 49 Prozent der Unter-30-Jährigen einer Steuerfinanzierung zu. Hartig: »Wenn sich diese Tendenz fortschreibt, sollte es den Konzerthäusern eine Warnung sein.«

Mehr Infos dazu: http://www.koerber-stiftung.de

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