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27. März 2022

Ergebnisse der Umfrage der bklm zur Situation der Lehrbeauftragten

Anfang 2022 wurde von der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an deutschen Musikhochschulen (bklm) ein Fragebogen zur Situation der Lehrbeauftragten an alle Musikhochschulen und Universitäten verschickt. 10 Jahre nach der Umfrage von 2012 ist dies nun die zweite Erhebung.

Diese Umfrage hat keinen Anspruch auf statistische Relevanz, sondern hat den Zweck, die aktuelle Situation in einer Momentaufnahme zu verdeutlichen und Denkanstöße für die weitere politische Arbeit zu geben.
1081 von schätzungsweise insgesamt 5088 Lehrbeauftragten haben an der Umfrage teilgenommen. Der Schätzwert ergibt sich, da ein Teil der Kolleg*innen an mehreren Hochschulen lehrt und die Datenerfassung dezentral erfolgt.

 

Ergebnisse 2022 in Zahlen (Diagramme: siehe PDF-Datei)
 
1. An der Umfrage nahmen 999 Lehrbeauftragte von Musikhochschulen, 64 von Universitäten und 18 von anderen Einrichtungen (Hochschulen für Kirchenmusik, Pädagogische Hochschulen u.a.) teil.
2. 70 % der Befragten unterrichten an einer Institution, 23 % an zwei und 5 % an drei.
3. 28 % der Befragten unterrichten bis zu 5 SWS, 63,97 % zwischen 5 und 10 SWS, 6 % mehr als 10 SWS.
4. 50 % der Befragten geben an, in der grundständigen Lehre (Klavier, Gesang, Theorie oder Korrepetition) tätig zu sein.
5. 39 % der Befragten sind bis zu fünf Jahre an der Einrichtung tätig, 16 % fünf bis zehn Jahre, 16 % zehn bis fünfzehn Jahre, 40 % mehr als fünfzehn bis zu dreißig Jahre und 4 % länger als dreißig Jahre.
6. 15 % erwirtschaften mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit ihrem Lehrauftrag, 22 % mehr als ein Drittel und 63 % weniger als ein Drittel.
7. Die Vergütung liegt (je 60 min) bei 8 % unter 30 €, 27 % erhalten zwischen 30-40 €, 49 % zwischen 40-50 €, 12 % zwischen 50-70 € und 1,8 % mehr als 70 €.
8. Vor 5 Jahren lag die Vergütung 17 % unter 30 €, 37 % erhielten zwischen 30-40 €, 13 % zwischen 40-50 €, 2 % mehr als 50 €.
9. 54 % geben an, keine Festanstellung neben dem Lehrauftrag zu haben. 13 % sind in einem Orchester, 12 % an einer Musikschule und 5 % an einer Musikhochschule angestellt.
10.Die Unterrichtsvorbereitung wird bei 93% der Lehrenden nicht vergütet.
11. Fahrtkosten werden bei 58 % der Befragten nicht gezahlt.
12. Übernachtungskosten werden bei 58 % der Befragten nicht erstattet.
13. 25 % der Befragten geben an, dass sie nicht in die Struktur der Institution eingebunden, 62 % dass sie bei Konzerten, Konferenzen, Aufnahmeprüfungen u.a. eingebunden werden.
14. 53 % der Befragten wünschen sich eine Festanstellung in Teilzeit, 21 % eine volle Anstellung und 24 % eine freischaffende Tätigkeit.
15. Für die Zukunft wünschen sich 77 % eine höhere Vergütung, 58 % eine bessere soziale Absicherung und 49 % die Honorierung von Vorbereitungszeit. Mehrfachnennungen waren möglich.
 
 
Interpretation der Ergebnisse
 
Lehrtätigkeit allgemein
Viele Lehrbeauftragte haben an einer Institution einen Lehrauftrag. Da es oftmals nicht für den Lebensunterhalt ausreicht, unterrichten aber auch einige an mehreren Musikinstitutionen. Die Obergrenze des Lehrdeputats ist in den Bundesländern unterschiedlich und je Bundesland auch volatil. Der Umfang der Lehrtätigkeit beträgt bei zwei Drittel der befragten Lehrenden zwischen fünf und zehn Semesterwochenstunden.
 
Lehrinhalte und Dauer der Lehrtätigkeit
Die Hälfte der Befragten sind in der grundständigen Lehre wie Klavier, Theorie oder Korrepetition tätig. Diese Fächer werden dauerhaft benötigt. Es bestätigt, dass der Lehrauftrag nicht dazu verwendet wird, kurzfristige Bedarfe oder solche in sogenannten “Orchideenfächern” zu decken, sondern die Institutionen planen die Lehrbeauftragten in den Lehrbedarf zur Sicherung der Lehre dauerhaft ein. So sind 60 % der Lehrenden länger als 10 Jahre im Lehrauftrag tätig.
 
Finanzielle Aspekte des Lehrauftrags
Fünfzehn Prozent der Befragten erwirtschaften mit dem Lehrauftrag mehr als die Hälfte ihre Einkommens, zwei Drittel der Lehrenden setzen bis zu 30 % ihres Einkommens mit dem Lehrauftrag um.
Dabei ist die Vergütung weiterhin unterhalb der Empfehlungen der Berufsverbände: nur ca. 14 % erhalten mehr als 50 € je Stunde, knapp 2 % mehr als 70 € was sich einer angemessenen Honorierung verglichen am Verdienst der Festangestellten annähern würde. Im Vergleich zur Honorarsituation von vor 5 Jahren sind Verbesserungen zu erkennen, aber nicht flächendeckend und zuverlässig. An einigen Institutionen wurden die Honorare nicht erhöht.
 
Vergabepraxis
Der Lehrauftrag war als nebenberufliche Tätigkeit für Beamte und Angestellte gedacht, die sie als Arbeitnehmer (hier Lehrende) neben einer Festanstellung wahrnehmen können. Doch die Zahlen zeigen eindeutig, dass fast die Hälfte keine sozialversicherungspflichtige Anstellung haben. Zum Großteil wird ein Lehrauftrag inzwischen an freiberuflich Tätige vergeben.
 
Erstattung von Kosten
Bei der selbstständigen Tätigkeit als freischaffender Pädagoge ergeben sich oftmals Kosten, die mit der Honorierung in der Regel abgegolten sein sollten. Doch momentan erhalten 9 von 10 Lehrenden keine Vergütung der Vor- und Nachbereitungszeit, Fahrt- und Übernachtungskosten werden bei 6 von 10 nicht gezahlt.
 
Perspektiven für die Zukunft
Jeder zweite wünscht sich eine Lehrtätigkeit in einer Teilzeitstelle, jeder fünfte eine Vollzeitstelle und jeder vierte eine freischaffende Tätigkeit. In der Zukunft wünschen sich die Teilnehmer der Umfrage eine bessere Honorierung, eine bessere soziale Absicherung sowie eine Vergütung der Vor- und Nachbereitungszeit.
 
 
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