Digitale Bühne
Hier findet Ihr Videoaufzeichnungen von Konzerten, die vom DTKV Berlin im Rahmen der Reihe »Digitale Bühne« veranstaltet und aufgezeichnet wurden.
Besucht dazu gern auch unseren YouTube-Kanal.
13. Dezember 2020
49./50. Tonkünstlerkonzert des DTKV Berlin e.V. | Stream aus der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche
Aufgrund des aktuellen Corona-Lockdowns wurde das 49./50. Tonkünstlerkonzert des DTKV Berlin mit Mitgliedern des Verbandes und Gästen am 13. Dezember 2020 in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche digital aufgezeichnet und steht hier ab sofort als Streaming zur Verfügung.
Lucas Sanchez-Rodriguez | Viola
Johann Sebastian Bach | Suite Nr. 6 D-Dur BWV 1012, I. Prélude
Die sechste Suite von Johann Sebastian Bach für Viola da Gamba gilt als eines der ausdrucksstärksten Solowerke des Barocks, nicht nur durch die wunderbaren Harmonien, sondern auch durch die Originalfassung, die für eine Gambe mit fünf Saiten komponiert worden ist. Dies erschafft die Möglichkeit, mehrere Versionen in unterschiedliche Lagen zu transponieren, was diese Solosuite in Kombination mit der Unendlichkeit der vielen Artikulationsvarianten auch zu einem der interpretationsreichsten Werke macht. Dadurch habe ich mich entschlossen, eine eigene Fassung zu erschaffen, die ich für wichtige Anlässe interpretieren kann. Ich hoffe, Sie gefällt Ihnen.
Detlef Bensmann (Altsaxophon) und Markus Wenz (Klavier)
Detlef Bensmann | Trauermusik für Altsaxophon und Klavier mit dem Largo e Mesto aus op. 10,3 von Ludwig van Beethoven (2020/ UA)
Das Largo e mesto, die Trauermusik in Gestalt des zweiten Satzes der Klaviersonate D-Dur op. 10,3, ist gleich mehrfach einmalig: Es ist der erste langsame Satz in Beethovens Sonatenschaffen, der in einer Moll-Tonart steht. Zugleich ist es einer der seltenen Momente, in denen Beethoven subjektive Gefühle beschreibt. Seinem Diener Schindler gegenüber soll er geäußert haben, es handle sich um die Darstellung des Melancholischen. Wenn es auch nicht seine persönlichen Gefühlszustände sind, so stellen sie in Bezug auf allgemein menschliche Regungen eine klare Skizze des Individuums dar. In seinem Drang nach hoher dramatischer Prägnanz steht dieser Satz in der Tradition der ausdrucksstarken Fantasien von Carl Philipp Emanuel Bach.
Die von Detlef Bensmann eigens hinzukomponierte Saxophon-Solostimme ist keine bloße Addition zum bestehenden Klaviersatz. Vielmehr äußert sich in ihr die im Beethovenschen Sinne subjektive Vox humana als Zeugnis einer hoch individuellen Aussage. In ihrer expressiven Anlage kommentiert die Saxophon-Stimme mit Zitaten, Varianten und quasi improvisatorischen Elementen den Klaviersatz und hebt die Deklamation des Werks auf eine neue Ebene.
Text: Markus Wenz, Dezember 2020
Detlef Bensmann über sein neues Werk:
In der Planung zum 25-jährigen Jubiläum der Tonkünstlerkonzerte des DTKV Berlin erreichte uns die Nachricht vom Tod unseres langjährigen Weggefährten und geschätzten Komponisten Helmut Friedrich Fenzl. Markus Wenz schickte mir das Largo e mesto Beethovens mit der Bitte, mir das Werk unter dem Gesichtspunkt einer Musik zum Gedenken an unseren Freund anzusehen. Ich nahm die Herausforderung an. Es war von Anbeginn nicht meine Absicht, Melodien aus dem Klavier ins Saxophon zu verlagern, sondern vielmehr eine eigenständige Stimme zu schaffen, die den Geist Beethovens aufgreift und in seiner Wirkung verstärkt. Als ich schließlich Anfang Dezember mit der Arbeit begann, erkannte ich allmählich die Komplexität meines Vorhabens. Wie so oft in meinen Werken, taucht auch hier schon früh das Motiv: B-A-C-H auf, welches für mich Motiv des Todes, des höchst möglichen Schmerzes bedeutet. In Momenten, in denen das Saxophon begleitender Partner des Klaviers ist, werden quasi pizzicato (zupfen) und zweistimmige Klänge verlangt. Am 8. Dezember 2020 vollendete ich die Stimme, die hoffentlich ein Gewinn für Beethovens Meisterwerk ist.
Ich widme die Komposition außer Helmut meinen verstorbenen Freunden und hochgeschätzten Künstlerfreunden Matt Zimmerman, Klaus Kozur und Ferenz Bautz sowie allen Opfern der Pandemie und den auf der Flucht zu Tode gekommenen Menschen des Jahres 2020.
Detlef Bensmann, am 12. Dezember 2020
Mari Kimura | Klavier
Helmut Friedrich Fenzl | La Scala
Helmut Friedrich Fenzl schrieb das Werk 1999. Besonders an dem Stück ist, dass das rechte Klangpedal von Anfang bis Ende durchgehend und ohne Wechsel heruntergedrückt bleibt. Mehrere Male wird außerdem der Innenraum des Instruments genutzt. Der Titel bezieht sich auf den Umstand, dass von der Prime bis zur Oktave alle Intervalle stufenweise vertont wurden. Mari Kimura - die Witwe des Komponisten - spielt das Werk im Gedenken an ihren 2020 verstorbenen Mann.
Marika Gejrot (Violoncello) und Frauke Jörns (Klavier)
Ludwig van Beethoven | Variationen über ein Thema aus „Judas Maccabäus“ WoO 45
Zwölf Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“. Komponiert wurde dieses Werk vermutlich im Jahr 1796. Beethoven ist 26 Jahre alt, die ersten großen Streichquartette, Klaviersonaten und Symphonien entstehen in dieser Zeit. In dieser sehr kleinen, kompakten Form zeigt sich Beethovens ganze kompositorische Raffinesse: Nach der bekannten Melodie „Tochter Zion“, erklingen eine Solovariation für Klavier, eine Cellovariation mit Klavierbegleitung. Schon die dritte Variation ist eine virtuose Klaviervariation, gefolgt von einer im lyrischen Moll. In den Variationen fünf und sechs sind Klavier und Cellopart ineinander verwoben, erst als Dialog, dann kontrapunktisch in drei Stimmen. Anschließend sind zwei virtuose Variationen zu hören. Die neunte Variation ist eine ganz kleine und lustige, bei der sich Cello und Klavier ins Wort fallen. Nummer zehn könnte das Finale sein, es gibt aber noch ein elegantes Adagio und ein tänzerisches Allegretto zum Schluss.
Katharina Micada (Singende Säge) und Viktoria Litsoukova (Klavier)
Ludwig van Beethoven | Sonate cis-Moll op. 27,2, 1. Satz (Adagio sostenuto)
Beethoven hätte sich über musikalische Glückwünsche auf der Singenden Säge wahrscheinlich gefreut. Und da die schwebende Melodie des 1. Satzes der Mondschein-Sonate dem Klangcharakter der Säge sehr entgegen kommt, lag es nahe, ihm dieses außergewöhnliche Arrangement als Ständchen zu bringen.
Kiyeon Kim | Klavier
Sergej Rachmaninow | Préludes Es-Dur op. 23,6 (Andante) und c-Moll op. 23,7 (Allegro)
Die 10 Préludes op. 23 sind ein zwischen 1901 und 1903 komponierter Klavierzyklus von Sergej Rachmaninow. Er widmete das Werk seinem Lehrer, Cousin und Förderer Alexander Siloti, einem Schüler Franz Liszts. Mit dem Zyklus führte er die Gattung des Präludiums fort und knüpfte damit an eine Traditionslinie an, die von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier bis zu Chopins stilbildender Sammlung der Préludes op. 28 reicht.
In seinem sechsten Prélude in Es-Dur übernimmt die linke Hand nicht wie üblich die Begleitfunktion, sondern schiebt sich mit ihrer bis zum Schluss durchgehaltenen legato zu spielenden Sechzehntel-Bewegung in den Vordergrund des Geschehens. Das siebente Prélude in c-Moll überzeugt durch seine mitreißenden, wilden Sechzehntel-Bewegungen, die an Chopins „Revolutions-Etüde“ erinnert. Rachmaninow demonstriert erneut sein Geschick, eine Kantilene (lyrische Melodie) von einer sehr raschen Figur umspielen zu lassen.
Trio maturum | Lilly Paddags - Tenorsaxophon, Lucas Sanchez-Rodriguez - Viola, Sijin Liang - Klavier
Paul Hindemith | Trio op. 47
In Berlin schrieb Paul Hindemith 1928 das Trio op. 47 für Bratsche, Heckelphon oder Tenorsaxophon und Klavier. Hindemith hatte das Heckelphon, eine Art Tenoroboe, kennengelernt, als er Heckels Laden besuchte, um ein Fagott zu kaufen. Er schrieb das Trio für dieses wenig bekannte Instrument, genehmigte aber später den Gebrauch des Tenorsaxophons anstatt des Heckelphons. Er selbst spielte im März 1928 in Wiesbaden die Uraufführung zusammen mit Theodor Dieckmann am Heckelphon und der Pianistin Emma Lübbecke-Job. Das zweiteilige Stück beginnt mit einem Solo, gefolgt von Arioso und Duett. Das Klavier beginnt allein, es folgt das Tenorsaxophon im Arioso und im Duett kommt die Bratsche dazu. Der zweite Teil des Werkes ist mit „Potpourri“ betitelt und besteht aus vier verschiedenen Attacca gespielten Sätzen. Zufolge eines Briefes an den Verleger erklärte Hindemith, dass dieses Stück dem Verlag eher nicht gefallen würde, da es sehr „praktisch“ sei. Im Zuge der neuen Sachlichkeit wurde jener Stil als „Gebrauchsmusik“ bezeichnet. Hindemith selbst konnte diesen Begriff jedoch nicht leiden. Nach dem Trio 1928 bis 1933 komponierte Hindemith keine weitere Kammermusik. „Es ist heute“, erklärte er 1929, „fast unmöglich, zumindest fast unnötig geworden, Kammermusik herauszubringen. Kein Mensch will neue Quartette hören.“ Die Musiker konzentrieren sich in ihrer Interpretation vor allem auf die gesellschaftlichen Umbrüche dieser Zeit. Dabei finden sie sowohl Unstetigkeit und wilde Akzentuierungen, als auch weiche und verspielte Züge. Die Vielseitigkeit des Werkes kennt keine Grenzen.
Mirjam Parma (Mezzosopran), Jenny Marielle Dilg (Viola), Ruth Mogrovejo (Bratsche), Uschik Choi (Violoncello) und Christian Standridge (Violoncello)
Paul Hindemith | Des Todes Tod op. 23a (nach Gedichten von Eduard Reinacher)
I. Gesicht von Tod und Elend II. Gottes Tod III. Des Todes Tod
In seiner lebenslangen Beschäftigung mit Literatur fand Hindemith musikalische Anregungen bei den unterschiedlichsten Dichtern und Dichterschulen (...) Zu seinen problematischsten literarischen Beziehungen gehörte die Zusammenarbeit mit dem jungen Eduard Reinacher (1892-1968), den er 1921 vor der Uraufführung seiner drei frühen Opern-Einakter in Stuttgart kennenlernte. Während sich Reinacher eine Zusammenarbeit erhoffte, fand Hindemith musikalisch zunächst keinen Zugang zu den Gedichten: „Wenn ich aus einem Gedicht ein Lied machen soll, so muß es lockere Stellen haben, die vom Dichter gewissermaßen ausgespart sind, freigelassen für den Komponisten, derart, daß die Musik hier gebraucht wird. Du aber arbeitest selbst auf deine Art als Musiker, es bleibt mir kein Raum, das Eigene beizutragen…” In der Vertonung dreier Gedichte aus Reinachers Zyklus „Todes Tanz“, die Hindemith dann doch Anfang Januar 1922 anfertigte, schuf er sich die „lockeren Stellen” selbst, indem er dem Instrumentalsatz für zwei Bratschen und zwei Celli zwischen den Deklamationen der Singstimme breiten Raum gab. Nicht zuletzt darauf - auf den Wechsel zwischen der nachwagnerisch satten, an Schönbergs „Verklärte Nacht“ erinnernden Gefühlsaura der Instrumente und einer Singstimme, die wie in Psalmkonzerten des 17. Jahrhunderts in einer Art Lamentationston geführt ist - bezieht der Zyklus seine Faszination. (Quelle: www.kammermusikfuehrer.de)
ALMATAKÍA (Cornelia Hellwig) - Gesang und Klavier
Cornelia Hellwig, Text / Nicola Grüning, Komposition | Corona-Lach-Tango (UA)
Das Tango-Lach-Lied von Nicola Grüning lag bereit für den zündenden Text. Im Sommer 2020 war der aktuelle Corona-Lach-Tango endlich rund. Nun geht die Uraufführung im zweiten Lockdown direkt online. Wie passend. Lasst uns weiter lachen, auch wenn Kultur stirbt.
Das vollständige Konzertprogramm mit Informationen zu den Werken und Mitwirkenden finden Sie hier.
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